Mittwoch, 2. Februar 2011

Von der Todesangst zur Lebensangst?

>> Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern dass man nie beginnen wird, zu leben. <<
(Marc Aurel)


Dieser Spruch begleitet mich nun schon ettliche Jahre irgendwie, weil er mir auch aus der Seele sprach und spricht.

Als Kind hatte ich so oft Angst, zu sterben, sterben zu sollen, zu müssen.
Viele Jahre später dann hatte ich Angst, nicht, nie und nimmer leben zu dürfen, zumindest nicht mein Leben, mein als Kind gewünschtes, erträumtes halt. Irgendwie schien´s mir auch sehr oft so, als hätte ich garkein Recht auf Leben, von der Familie aus nicht, auch nicht vom Staat oder von anderen Leuten aus, so als wär ich garkein Mensch mit Rechten überhaupt.
Und irgendwie verwehrte/ verwehr ich mir Leben an sich nun oft unbewusst auch leider selbst, hab ich öfters schon mal erschreckend später festgestellt.
Es ist irgendwie so, als hätte ich nun dieses Lebensverbot selbst übernommen. Ich weiß nicht, ob ich jemals überhaupt noch ins Leben an sich finde.
Nur, dass ich nicht mehr in mein eigenes finden kann, soviel ist mir gewiss.
Und manchmal denk ich doch tatsächlich irgendwie in meinem Wahn, aus der Todesangst wurde nun wohl sowas ähnliches wie Lebensangt sogar, klingt völlig verrückt, aber irgendwie scheint´s mir nun mal wirklich so.

Ja wie soll ich´s beschreiben, es ist wohl nicht Angst vor`m Leben an sich, sondern wohl die Angst, wieder den Willen dazu zu haben wie früher, die Angst vor dem Kampf um ein geachtetes, würdevolles Leben, der mich bisher ja scheinbar wohl nur stets böse, schlecht schuldig machte, und zu Rechten kam ich ja auch nur nie, halt die Angst, es wieder nicht zu schaffen, ein Recht auf Leben auch von außen eingeräumt zu bekommen.

Manchmal denk ich, so ungefähr ist das wohl, was mich unbewusst lähmt, zu kämpfen, zu leben, es ist, als würd ich mich heute sogar dafür schämen, ein Recht auf Leben haben zu wollen und den Willen, zu leben zu haben. Ich weiß nicht, ob das wirklich alles so ist, aber irgendwas ist da, muss da sein, was mich das Leben verwehren lässt und nicht leben lässt.

Aber wem bin ich´s schuldig, sterben zu wollen, 
sterben zu müssen?
Sollen tu ich´s ja wohl nicht, aber ohne Recht auf Leben lässt sich wahrlich nicht leben irgendwie. Als Kind hab ich mir dieses Recht übrigens schon so oft selbst immer wieder eingeräumt, wohl einräumen müssen, um zu überleben. Und selbst, wenn ich mir das Recht heute wieder selbst einräume, was nützt das, wo ich aufgrund meiner seelischen, körperlichen Verfassung, unfähig bin, noch zu kämpfen, mir fehlen heute nun mal der Mut und die Kraft einfach dazu. Ohne Geld und Dach über´m Kopf. Ist das Leben, bleibt man da am Leben? Selbst einräumen ist ja wohl heute absolut zwecklos wie mir grade scheint.

Ja vielleicht bin ich verrückt, aber langsam kommt´s mir auch so vor, wie´s Falco vor seinem Suizid besang. Da wurde doch so ein Lied einige Zeit nach seinem Tod noch veröffentlicht. Muss ich denn sterben, um zu leben?
Ich will doch auch nur aus der Dunkelheit ins Licht. Manchmal glaubte ich, ich erwarte zuviel vom Leben, irgendwie wurde es mir oft so vermittelt.

Was darf man denn vom Leben verlangen, wenn ein menschenwürdiges Leben schon zuviel war/ ist, wenn Leid, Schmerz, Unrecht, Ungerechtigkleiten keine Achtung, Anerkennung finden, wenn man dem ganzen allein total ohnmächig gegenüber steht, die Macht über sich selbst, sein Leben verlieren musste und auch selbst weiter verliert, wenn man sich nicht als Mensch fühlen darf, fühlen kann, der auch Rechte hat und nicht nur Pflichten.

Fragen über Fragen tuen sich mir grade wieder mal auf, aber ich belass es jetzt erst mal dabei. Schließlich ging´s ja um den Spruch nur und ich bin schon wieder viel zu weit ausgeschweift, ist irgendwie eine Schwäche von mir.


Genauso sah meine Kindheit aus ...
Genauso komm ich mir heute vor ...
Ich fühl mich wie ein verlorenes Baby,
welches dem Tod geweiht war/ ist ...
Nie Liebe und Leben erfahren ...
Nie auch nur ins Leben geführt ...
Nie, zu leben, auch nur gelernt ...
Aber ich muss alles können, schaffen,
sonst bin ich ein Versager und Nichtsnutz ...
Ja ich hatte schon immer die Angst,
nie leben zu dürfen und es irgendwann
wohl auch nicht mehr zu können,
mit dem ganzen Leid, der ganzen Last ...
Mir wurde aber immer wieder nur gesagt,
dass ich diese Angst nicht haben brauch ...
Selbst ausgelacht wurde ich dafür oft ...
Vor allem wurde mir der Wille zur Leblosigkeit 
aber gewalttätig aufgedrückt, abverlangt und auch 
immer weiter nur, die Angst vor´m Tod zu besiegen ...
Eigener Todeswille war quasi ein lebenslanges Muss,
sollte mich, mich gut, lieb, erhaben fühlen lassen ...
Lebenswille machte mich böse, schlecht, schuldig ...
Ich verstand´s nie und werd´s nie verstehen ...
Ich weiß, wie sehr ich daran zerging, mich an mir 
selbst schuldig machen zu müssen und es zu tun ...
Man brachte mich um mein Leben, ich sollte mich 
freiwillig um mein Leben bringen und hab´s
auch zeitweise wohl sogar wirklich getan ...

Und wieder abgeschweift, egal ..., passte schon ...
Und weil ich eh schon mal wieder so sehr abgeschweift bin,
setz ich doch nun glatt noch einen drauf ...
Das schoss mir nämlich grade so in den Kopf mal noch ...

Mein Leben war/ ist wohl der Tanz mit dem Tod ...



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